Das Unternehmerparadies im Mittelmeer
Zypern ist ein Steuerparadies – hieß es lange. Zwar steht das Land im Mittelmeer laut OECD heute auf einer Ebene mit den USA, dem Vereinigten Königreich und Deutschland. Unbeliebt für Geschäftstreibende ist es aber auch heute nicht, vor allem nicht für jene, die dort ein Unternehmen gründen wollen. Die Teilhabe an Wirtschafts- und Handelsabkommen der EU, mit 12,5 Prozent einen der niedrigsten Körperschaftssteuersätze in der gesamten Union und fast fünfzig Doppelbesteuerungsabkommen, die es Offshore-Unternehmen ermöglichen, nur 12,5 Prozent der weltweiten Handelsgewinne zu zahlen. Gebietsfremde Unternehmen genießen hingegen alle Einkünfte aus ausländischen Quellen steuerfrei. Kurzum: Ein Land, ideal für geeignet für Briefkastenfirmen. Und das sollen nicht nur russische Oligarchen genutzt haben, um ihr sanktioniertes Vermögen im Zuge des Angriffskriegs auf die Ukraine in Sicherheit zu bringen. Auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC – eine der Big 4 – soll dabei kräftig mitgeholfen haben, das Investigativ-Netzwerk ICIJ im gestern veröffentlichten „Cyprus Confidential“ berichtet.
PwC sowie mehrere kleinere Agenturen sollen russischen Vermögenden nicht nur beim Gründen von Briefkastenfirmen geholfen haben, sondern auch Vermögenswerte in letzter Sekunde transferiert haben, um nicht von den Sanktionen der EU getroffen zu werden. So habe der größte Einzelaktionär des deutschen Reisekonzerns Tui, Alexej Alexandrowitsch Mordaschow, kurz vor Inkrafttreten der EU-Sanktionen gegen ihn und etliche weitere russische Oligarchen versucht, sein 1,5 Milliarden Euro schweres Aktienpaket in Sicherheit zu bringen. Über verschiedene Offshore-Unternehmen soll er den Großteil seiner Tui-Aktien seiner Lebensgefährtin (die zu dem Zeitpunkt nicht auf der Sanktionsliste der EU stand; Anm.) verkauft haben. Als die Luft im Verkaufsfenster immer dünner wird, soll ein PwC-Mitarbeiter „EILT – bitte Originale (…) nochmal unterschreiben. Danke!“ geschrieben haben. Das Problem: Vermögen von sanktionierten Personen muss sofort eingefroren werden, PwC könnte sich also mitschuldig gemacht haben, Sanktionen der EU zu umgehen.
Aufgegangen ist der Plan aber nicht. Vier Monate später, im Juni 2022, landete auch die Partnerin, Marina Mordaschowa, auf der Sanktionsliste. Auf Aktien können die beiden laut Tui nicht mehr zugreifen. Während PwC bekräftigt, alle Sanktionen umgesetzt zu haben, ermittelt nun die zypriotische Staatsanwaltschaft, ob Sanktionen umgangen wurden.
Wirtschafts-News:
In den USA scheint der Kampf gegen die hohe Inflation gewonnen. Sie ist aufgrund der Leitzinsanhebung stärker gefallen als erwartet, was sich vor allem auf Aktien und Anleihen positiv auswirkt. (Handelsblatt)
Deutsche Strompreise für Privathaushalte sind teurer als im EU-Schnitt. Nur in Liechtenstein und Belgien sind die Kosten höher. Grund dafür sind die Netzentgelte, die aufgrund des Leitungsausbaus gestiegen sind. (Spiegel)
Siemens Energy erhält eine 7,5 Milliarden Euro schwere Bürgschaft von der deutschen Bundesregierung. Die ins Straucheln geratene Windkrafttochter Siemens Gamesa sorgt für Probleme – mit der Bürgschaft der Bundesregierung sollen Garantielinien für Anleger abgesichert werden. (ZDF)
Tech-News:
Die Videoplattform YouTube möchte AI generierte Inhalte künftig als solche kennzeichnen. Damit möchte man vor allem bei sensiblen Inhalten wie Wahlen, Kriegen oder Gesundheit Transparenz mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz umgehen. (9To5Google)
AirBnB kauft AI-Startup von Siri-Mitgründer. Die Vermittlungsplattform möchte sich damit breiter in Sachen künstlicher Intelligenz aufstellen und personalisierte Anwendungen ausbauen. (Spiegel)
In nur sieben Minuten vom JFK-Airport nach Manhattan: In New York sollen ab 2025 kommerzielle Lufttaxis zum Einsatz kommen. (Standard)
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