Streiten, aber kollektiv

KV-Verhandlungen in Österreich

es ist ein heißer Herbst. Und das liegt nicht nur an den überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Am Montag haben in Österreich die Kollektivvertragsverhandlungen der Metallindustrie begonnen, die dieses Jahr unter besonders schwierigen Vorzeichen stehen: Die nach wie vor hohe Energiepreise, ein sinkendes Wirtschaftswachstum und die hohe Inflation stellen die Verhandler vor Herausforderungen. Unter 11,6 Prozent Lohnerhöhung wollen die Arbeitnehmervertreter der österreichischen Industrie aber nicht abschließen. Die KV-Verhandlungen der Metaller markieren jedes Jahr den Beginn der Herbstlohnrunden. Im Oktober soll dann für mehr als 400.000 Beschäftigte im Handel ein neuer Kollektivvertrag ausverhandelt werden.

Kollektivvertragsverhandlungen haben europaweit Tradition. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert verhandeln Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände darin die Rahmen- und Arbeitsbedingungen für Beschäftigte. Während in Österreich heute für rund 98 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Kollektivvertrag gilt, sind es in Deutschland nur knapp 50 Prozent. Das soll sich künftig ändern: Vor rund einem Jahr wurde auf europäischer Ebene die Stärkung der Tarifbindung in Staaten, in denen Tarife/Kollektivverträge für weniger als 80 Prozent der Beschäftigten gelten, beschlossen. Damit soll auch gegen den Gender Pay-Gap vorgegangen werden – fast 60 Prozent der Mindestlohnempfänger in der EU sind Frauen.

Wirtschafts-News

Die Inflationsrate in Deutschland ist nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes im September mi 4,6 Prozent auf den niedrigsten Wert seit Beginn des Ukrainekrieges gefallen. (Business Insider)

Beim Automobilkonzern Volkswagen (VW) hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Betriebsräte sollen dort überhöhte Gehälter bezogen haben. (Handelsblatt)

Sechs Kinder und Jugendliche aus Portugal verklagen insgesamt 32 Staaten in Europa – darunter auch Deutschland und Österreich. Sie wollen die betroffenen Länder dazu bringen, künftig stärker für den Klimaschutz einzutreten. (ZDF)

Zu Wochenbeginn endete die aktuelle Förderrunde für neue Windkraftanlagen in Österreich. Kein einziges Projekt wurde eingereicht. Schuld daran seien gestiegene Kosten bei der Errichtung und ein zu niedriger Fördersatz. (Der Standard)

Tech-News

Bei Teslas Produktionsstandort in Grünheide gab es im ersten Jahr Recherchen zufolge auffällig viele Arbeitsunfälle. (Stern)

Die US-Wettbewerbsbehörde FTC verklagt den Online-Versandhändler Amazon in mehreren US-Bundesstaaten. Der Vorwurf: Amazon missbrauche seine Marktmacht, um die Konkurrenz kleinzuhalten. (Tagesschau)

Für mehr als eine Milliarde Euro sollen Fahrzeuge der deutschen Bundeswehr mit digitalen Funkgeräten ausgestattet werden. Noch ist aber unklar, wie die bestellten Funkgeräte in die Fahrzeuge der Bundeswehr eingebaut werden sollen. Das Modernisierungsprojekt verzögert sich – der Druck auf den deutschen Verteidigungsminister wächst. (BR)

Ein IT-Problem beim deutschen Autohersteller VW hat sieben Werke zum Stillstand gebracht. Derzeit läuft die Produktion wieder an. (Kleine Zeitung)

Die Krypto-Börse Binance stellt ihren Geschäftsbetrieb in Russland ein. Die Tätigkeiten im Land seien aufgrund des Krieges nicht mehr mit der „Compliance-Strategie“ des Konzerns vereinbar gewesen. Binance steht jedoch im Verdacht, russischen Bürgern bei der Umgehung von Sanktionen unterstützt zu haben. (The Wall Street Journal)

Explainer

Wie viel erben wir eigentlich? In der aktuellen Ökonowie-Kolumne gehen wir dieser Frage nach, zu der es kaum belastbare Daten gibt.

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