Warum die Bauern protestieren

Subventionen, Weltmarkt und Tierwohl

In Berlin, Köln, München, Karlsruhe, Heidelberg, Trier und zahlreichen weiteren deutschen Städten legten Landwirte gestern den Verkehr lahm. Mit Traktorkonvois verliehen sie ihrem Ärger über die deutsche Ampelregierung Ausdruck und mobilisierten für Subventionen vor allem im Bereich der Agrardiesel- und Kfz-Steuererleichterungen. Sie dürfen – wenn es nach den Landwirten geht – nicht von der Bundesregierung abgeschafft werden. Hinzu kommt der enorme Druck am Weltmarkt, der Bauern dazu zwinge, immer größere Höfe zu bewirtschaften, um mit der Masse der eigenen Erzeugnisse den Anschluss an das Preisniveau anderer Länder nicht zu verlieren. Dabei das Tierwohl einzuhalten und Umweltstandards zu erfüllen sowie die laut Bauern „ausufernde Bürokratie“, führe dazu, dass immer mehr Landwirte ans Aufhören denken.

Ihnen haben das laut Europäische Kommission seit 2005 EU-weit fast 5,5 Millionen Betriebe gleichgemacht. Zwar wird in der entsprechenden Veröffentlichung betont, dass es generell schwierig seit, landwirtschaftliche Betriebe zu zählen, da nicht in allen Ländern dieselben Parameter herangezogen werden. Insgesamt dürften die Landwirte aber recht haben, denn: Die meisten Betriebe gingen laut EU-Kommission in den kleinsten Kategorien (unter fünf Hektar) verloren, wodurch andere wieder größer geworden sind. Zwar gibt es auch in größeren Kategorien (bis zu 100 Hektar) landwirtschaftlicher Betriebe Verluste. Die Zahl der flächenmäßig größten Betriebe (über 100 Hektar) ist aber die einzige, die seit fast 20 Jahren gestiegen ist.

In Deutschland fühlen sich die Landwirte zudem nicht mehr so von der Politik vertreten wie früher. Laut der Forschungsgruppe Wahlen machten im Jahr 2013 noch 75 Prozent der Landwirte ihr Kreuz bei CDU/CSU, bei der Bundestagswahl 2021 sollen es nur noch 45 Prozent gewesen sein. Im Laufe der Woche sind in den verschiedenen Bundesländern noch Protestaktionen geplant, ihren Höhepunkt soll die Aktionswoche dann am 15. Februar in Berlin finden.

Wirtschafts-News:

Gestreikt wird in Deutschland auch am Mittwoch – und zwar von der Lokführergewerkschaft GDL. Die Gewerkschaft setzt sich seit Dezember für eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von Schichtarbeitern von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich ein. (ARD)

Konsolidierung in der Marktforschung: YouGov übernimmt das Verbraucherpanel von Gfk für 315 Millionen Euro. (Handelsblatt)

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof möchte heute Berichten zufolge am Amtsgericht Essen ihre insgesamt dritte Insolvenz anmelden. Weitere Staatshilfen soll es nicht geben, mehrere Filialschließungen stehen im Raum. (Handelsblatt)

Tech-News:

Nachdem die New York Times im Dezember Klage gegen OpenAI eingereicht hat, kontert das Unternehmen jetzt: Der Verlag soll ChatGPT dazu manipuliert haben, Texte zu kopieren. (The Verge)

Währenddessen will Volkswagen ab diesem Jahr ChatGPT in seine Sprachassistenten integrieren. (TechCrunch)

Explainer

Der Goldpreis hat im Dezember sein bisheriges Allzeithoch erreicht. In der aktuellen Ökonowie-Kolumne gehe ich der Frage nach, warum das so ist. 

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