Orangensaft und Frühstück – das gehört für viele Menschen zusammen. Doch in Zukunft könnten die Folgen des Klimawandels Lebensmittel wie Orangensaft oder Olivenöl teurer und zum Luxusgut machen. Das zeichnet sich schon heute ab:
In den vergangenen Jahren sind die Preise für Orangensaft und Olivenöl stark gestiegen und die Ernten gesunken. Laut dem Rohstoffpreisdienst der Financial Times ist der Preis für gefrorenen Orangensaft im Mai 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 65,5 Prozent gestiegen. Darauf reagieren auch Konsument:innen. Der Verbrauch von Orangensaft ist auf globalen Märkten laut der niederländischen Rabobank um bis zu 25 Prozent zurückgegangen.
Die Folgen der Klimakrise machen Lebensmittel teurer
Diese Entwicklung könnte sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Demnach könnten die Auswirkungen des Klimawandels die Preisstabilität gefährden. Bis 2035 werden allein die steigenden Temperaturen die weltweiten Nahrungsmittelpreise jährlich um 0,9 bis 3,2 Prozentpunkte in die Höhe treiben. Die Gesamtinflation könnte dadurch um 0,3 bis 1,2 Prozentpunkte steigen.
Um zu diesen Ergebnissen zu kommen, haben die Forscher:innen Daten über die monatlichen Preise für eine Reihe von Waren und Dienstleistungen in 121 Ländern zwischen 1996 und 2021 mit den Wetterbedingungen, denen diese Länder ausgesetzt waren, verglichen. Sie fanden einen starken Zusammenhang zwischen der Durchschnittstemperatur und den steigenden Lebensmittelpreisen.
Welche Lebensmittel sind betroffen?
Brasilien ist der wichtigste Orangenproduzent der Welt und hat damit Einfluss auf die Preise der globalen Industrie. Die diesjährige Ernte in Brasilien wird aufgrund von Überschwemmungen und Trockenheit wahrscheinlich die schlechteste seit 36 Jahren sein. Das zeigt eine Prognose von Fundecitrus, einer Organisation von Zitrusfruchtproduzenten im Bundesstaat Sao Paulo.
In den USA, dem drittgrößten Orangenproduzenten weltweit, ging die Orangenproduktion zwischen 2020 und 2024 um mehr als 40 Prozent zurück, heißt es aus dem US-Landwirtschaftsministerium. Ein Grund dafür ist Hurrikan Ian, der 2022 einen Großteil der Orangenernte zerstörte. Wissenschaftlerinnen haben festgestellt, dass Hurrikan Ian aufgrund des Klimawandels um mindestens 10 Prozent mehr Regen brachte. Neben den Folgen des Klimawandels bedroht aber auch eine invasive Insektenart namens Asiatische Zitruspyllide die Orangenernte.
Olivenöl – das meistgestohlene Produkt in Spanien
Auch der Preis für Olivenöl ist von den durch den Klimawandel ausgelösten Wetterextremen betroffen. Laut dem internationalen Olive Council sank die globale Olivenöl Produktion zwischen 2021 und 2024 um circa ein Drittel. Mehr als 60 Prozent des weltweiten Olivenöls werden in Europa produziert, 40 Prozent allein in Spanien.
Im Januar 2024 waren die Kosten in Portugal laut Eurostat um fast 70 Prozent höher als im Januar 2023. Im EU-Durchschnitt stiegen die Preise in diesem Zeitraum um 50 Prozent. Der Guardian berichtete im März 2024, dass Olivenöl das meistgestohlene Produkt in spanischen Supermärkten ist.
Bis zu 71 Millionen Menschen könnten in die Armut rutschen
“Die aufgrund der Treibhausgasemissionen zu erwartenden künftigen Veränderungen der Wetterbedingungen führen zu erheblichen Wohlfahrtsverlusten”, heißt es in der erwähnten PIK-Studie. Die extreme Sommerhitze von 2022 hat demnach die Lebensmittelinflation in Europa um 0,43 bis 0,93 Prozentpunkte ansteigen lassen, so die Wissenschafter:innen. Die für 2035 prognostizierte Erwärmung könnte diesen Effekt um weitere 30 bis 50 Prozent verstärken.
Laut den Vereinten Nationen könnte der Anstieg der Nahrungsmittel- und Energiepreise bis zu 71 Millionen Menschen in die Armut treiben. Vor allem im Kaspischen Becken, auf dem Balkan und in Afrika südlich der Sahara. “Der künftige Klimawandel wird das Ausmaß solcher Hitzeextreme und damit auch ihre potenziellen Auswirkungen auf die Inflation verstärken”, schreiben die Forscher:innen der EZB und des PIK.
Anpassungen und die Reduktion von Treibhausgasen
Die Studienautor:innen empfehlen technologische und landwirtschaftliche Anpassungen an den Klimawandel, um den Inflationsdruck zu bändigen. Als Beispiele nennen sie die Einführung von Raumkühlung, um die Arbeitsproduktivität zu verbessern. Oder die Umstellung auf andere landwirtschaftliche Kulturen, um die Produktivitätsverluste in der Landwirtschaft zu reduzieren.
Ohne eine “beträchtliche” Verringerung der Treibhausgasemissionen würde der Druck auf die Inflation aber bestehen bleiben. Das Ziel der EZB ist, die Inflation im zwei Prozentbereich zu stabilisieren. Mit dem fortschreitenden Klimawandel und seinen Auswirkungen dürfte das immer schwieriger werden. Für die Zentralbanken sei es deshalb immer wichtiger, den Klimawandel in ihren Prognosen zu berücksichtigen, resümiert die EZB.
Foto von John Cameron auf Unsplash
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