Die Hitze ist zurück und es scheint, als sei sie gekommen, um zu bleiben. Vor allem für Menschen, die im Freien und ohne Klimaanlage arbeiten, ist das ein Problem. Denn die Produktivität sinkt und das Unfallrisiko steigt bei Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke.
Dauert eine Hitzewelle länger, spürt man vor allem eines: die Erschöpfung. Aber was macht die Zunahme der Hitzetage mit unserem Arbeitsleben und können wir uns hitzefrei nehmen? Wir haben uns fünf Fragen zum Thema Hitze und Arbeit gestellt und sie für euch beantwortet.
Welche Auswirkungen hat Hitze auf unsere Arbeit?
Durch die Klimakrise nimmt die Anzahl und Dauer an Hitzetagen zu und das ist ein Problem. Denn Hitze ist eine Belastung für unsere Gesundheit und kann sogar zum Tod führen. Im Sommer 2022 sind etwa 61.000 Todesfälle in 35 europäischen Ländern auf Hitze zurückzuführen.
Dass sich Hitze auch auf unsere Arbeitsproduktivität auswirkt, ist nicht nur spürbar. 1995 wurden die wirtschaftlichen Verluste aufgrund von Hitzestress am Arbeitsplatz auf 280 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bis 2030 wird diese Zahl auf 2,4 Billionen US-Dollar ansteigen, so die Internationale Arbeitsorganisation (ILO).
Die Verluste ergeben sich aus der Annahme, dass die Arbeitsproduktivität mit zunehmender Wärmebelastung weiter abnimmt. Dabei handelt es sich jedoch um konservative Schätzungen, die beispielsweise davon ausgehen, dass die globale Durchschnittstemperatur nicht um mehr als 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau ansteigen wird.
Gibt es ein allgemeines Recht auf hitzefreie Arbeitstage in Österreich?
Auch wenn die Außentemperaturen auf über 40 Grad klettern, ändert das für die meisten Arbeitnehmer:innen in Österreich aus arbeitsrechtlicher Sicht nichts. Denn einen generellen Rechtsanspruch auf “hitzefrei” gibt es nicht.
Arbeitgeber:innen in Österreich haben für ihre Angestellten laut § 1157 ABGB (Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch) eine Fürsorgepflicht zu erfüllen. Das bedeutet: Die Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet sein, dass die Gesundheit und das Leben der Angestellten geschützt werden.
Arbeitgeber:innen sollen laut österreichischer Arbeitsstättenverordnung dafür sorgen, dass die Lufttemperatur in Arbeitsräumen zwischen 19 und 25 Grad Celsius liegt, wenn Arbeiten mit geringer körperlicher Belastung (Büroarbeit) durchgeführt werden. 24 Grad sollten bei normaler körperlicher Arbeit nicht überschritten werden.
Wie ist die Lage in Deutschland?
In Deutschland gibt es ebenfalls keinen Rechtsanspruch auf “hitzefrei”, Arbeitgeber:innen müssen die Arbeit aber auch hier so gestalten, dass eine Gefährdung der Gesundheit vermieden wird.
Laut der Arbeitsstättenregel, die 2010 veröffentlicht wurde, sollte die Lufttemperatur in den Arbeitsräumen 26 Grad Celsius nicht überschreiten. Steigt die Außenlufttemperatur auf über 26 Grad Celsius an, müssen neben entsprechenden Sonnenschutzvorkehrungen zusätzliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Zum Beispiel soll die Arbeitszeit flexibel gestaltet werden. Ab 30 Grad Lufttemperatur in Arbeitsräumen müssen Getränke bereitgestellt werden und ab 35 Grad Celsius müssen beispielsweise Pausenräume zur Verfügung gestellt werden, in denen man sich abkühlen kann.
Kann sich wirklich niemand hitzefrei nehmen?
Menschen, die im Freien arbeiten, also zum Beispiel Bauarbeiter:innen oder Dachdecker:innen, können in Österreich die Arbeit bei drei aufeinanderfolgenden Stunden mit einer Temperatur von über 32,5 Grad Celsius einstellen. Vorausgesetzt, es ist kein kühlerer Arbeitsplatz vorhanden und der Arbeitgeber ist einverstanden. Denn das letzte Wort beim Thema “hitzefrei” haben die Vorgesetzten.
Auch in diesem Bereich gibt es also keinen Rechtsanspruch auf “hitzefrei”. Entscheidet sich die Arbeitgeber:inseite für die “Hitzefrei-Regelung”, erhalten Arbeiter:innen 60 Prozent des Lohns. Die Arbeitgeber:innen Seite erhält eine Rückerstattung durch die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK). Wird weitergearbeitet, müssen beispielsweise Getränke oder Sonnencreme bereitgestellt werden.
In Deutschland müssen Arbeitgeber:innen in der Baubranche eine Gefährdungsbeurteilung durchführen. Diese bezieht sich neben der Temperatur zum Beispiel auf die UV-Strahlung oder die erhöhte Konzentration von Luftschadstoffen wie Ozon. Je nach Gefährdungslage sollen Anlagen zur Beschattung oder Belüftung eingerichtet werden.
Warum entscheiden sich Vorgesetzte gegen “hitzefrei”?
Große österreichische Baufirmen geben trotz Temperaturen von bis zu 36 Grad Celsius österreichweit nicht hitzefrei, das geht aus einem Rundruf der APA hervor. Stattdessen werden Arbeiten in den Schatten verlegt oder Kühlwesten zur Verfügung gestellt, so die Presse.
Eine Entscheidung gegen “hitzefrei” fällt meist aufgrund des Verdienstentgangs der Bauarbeiter:innen oder wegen drohender Bauzeitverzögerungen und Vertragsstrafen. Aber auch, weil durch andere Maßnahmen die Belastung gemildert werden kann – zum Beispiel indem während der Mittagszeit Innenarbeiten verrichtet oder UV-Schutzbekleidung und -brillen getragen werden, heißt es aus der Wirtschaftskammer Österreich.
Laut Wirtschaftskammer Österreich ist die Datenlage in Bezug auf die Frage, wie viele Unternehmen sich für “hitzefrei” entscheiden, unbefriedigend. Ab August stellt die BUAK ein neues 3-Tages-Temperaturprognosemodell zur Verfügung. Es soll dabei helfen, Erfahrungen zu sammeln und besser planen zu können.
Bild: Ant Rozetsky auf Unsplash
Quellen:
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